Durch das einfache Verschrauben sind Möbel aus Stahlrohr und Temperguss-Fittings schnell zu bauen. Einige wissenswerte Dinge gibt es aber doch und diese möchten wir in diesem DIY-Tipps aus
der Praxis mit allen Selbermacherinnen und Selbermachern teilen.
Falls Infos fehlen, einfach fragen, wir bauen die FAQ gerne weiter aus.
A) Material: Temperguss-Fittings und Stahlrohr
Aus welchem Material bestehen die schwarzen Temperguss-Fittings und die Stahlrohre?
Temperguss-Fittings sind aus einem Eisenguss, der durch das Erhitzen (dem "Tempern", daher der Name) seine Eigenschaften erhält. Schwarzer Temperguss ist dabei im Gegensatz zu
weißem Temperguss nicht entkohlt. Farblich sind beide - trotz ihres Namens - fast identisch. Mehr Hintergrundinformationen zu Temperguss hat z. B. maschinenbau-wissen.de. Die von uns angebotenen Temperguss-Fittings erfüllen die
Materialgüte-Vorgaben der DIN EN 10242/Design Symbol A.
Die Rohre sind geschweißte Stahlrohre, die aus optischen Gründen zusätzlich sandgestrahlt werden. So passt sich die Rohroberfläche den Fittings an.
Unsere Rohre und Fittings sind ausschließlich für den Möbelbau geeignet und keinesfalls für Systeme, die Dichtigkeit erfordern.
Wie schwarz ist "schwarzer" Temperguss bzw. "schwarzes" Stahlrohr?
Generell ist der Begriff "schwarz" bei Temperguss bzw. Stahl ein Gattungsbegriff für unbeschichtete/blanke bzw. rohe Fittings und Stahlrohre. Es ist keine Farbangabe. Das ist übrigens bei
allen Anbietern von "schwarzem Temperguss" so.
Die Fittings und Rohre sind in einem Stahlgrau-/Anthrazit-Ton, nicht in einem tiefen Schwarz. Im Laufe der Zeit wird roher Stahl/Temperguss dunkler, jedoch erreicht er kein tiefes
Schwarz. Das Gegenteil von "schwarzen Fittings und Rohren" sind die silber verzinkten, die man aus dem Baumarkt kennt. Es gibt auch "weißen Temperguss", der aber die gleiche Farbe
hat, aber bei der Herstellung heißer getempert wird.
Je nach Lichteinfall erscheinen die Rohre durch Licht und Schatten mal heller, mal dunkler. Leichte Farbnuancen der Rohre, die material- und fertigungsbedingt auftreten können, haben
einen ähnlichen Effekt. Dadurch wirkt das Metallmöbel lebendig und natürlich.
Online findet man immer wieder Fotos mit tiefschwarzen Konstruktionen. Diese sind dann lackiert oder beschichtet. Hierfür sind unsere sandgestrahlten "schwarzen" Rohre und Fittings
hervorragend geeignet. Wichtig ist nur, sie vor dem Lackieren gründlich zu entfetten, z. B. mit Aceton oder Bremsenreiniger, damit der Lack sich mit dem Material verbinden kann.
Rohre von ilTubo haben eine sandgestrahlte, raue Oberfläche. Zum einen passt diese besser zur Struktur der Gussfittings und zum anderen werden so chargen- und herstellungsbezogene
Ungleichmässigkeiten der Oberflächen des Rohrmaterials weitestgehend egalisiert. Auf die Verarbeitbarkeit hat das Sandstrahlen keine Auswirkungen.
Um welche Gewinde handelt es sich und passt das alles zusammen?
Die von uns gelieferten Fittings und Rohre haben genormte Whitworth-Gewinde nach dem europäischen BSP-Standard (BSP steht für "British Standard Pipe").
Die Außengewinde der Wasserrohre sind kegelig (konisch) nach DIN EN 10226-1. Das ist für den Installateur super, denn dadurch verklemmen sich die Gewinde ineinander und
dichten metallisch ab. Für den Möbelbauer bedeutet das, dass man zwar absolut ausreichendes, aber nicht unendliches Spiel beim Zusammenschrauben hat (im Gegensatz z. B. zu
Gewindeschrauben, die ein zylindrisches Gewinde haben). Vorteil der konischen Gewinde für den Möbelbau: Durch das Verkanten wird die Konstruktion ohne weitere Hilfsmittel
stabil.
Durch die genormten Gewinde können unsere Rohre mit allen Fittings eingesetzt werden, die ebenfalls europäische Normen erfüllen. Aber aufpassen: Man findet bei anderen
Anbietern und auf Marktplätzen wie eBay schon auch Material, welches nicht nach diesen Normen gefertigt wurde, sondern z. B. Gewinde hat nach der amerikanischen NPT-Norm oder
anderen proprietären Spezifikationen.
Wie sind die Abmessungen der Temperguss-Fittings und die Daten der Rohre?
Welchen Durchmesser haben Rohre und Fittings und wie schwer sind sie?
Nennweite
Äußerer Ø Rohre
Innerer Ø Rohre
Wandstärke Rohre
Gewicht der Rohre
Äußerer Ø Fitting-Wulste
Innerer Ø Fittings
1/2"
DN 15
21,3 mm
ca. 16,0 mm
2,65 mm
1,23 kg/Meter
ca. 29 mm
ca. 18 mm
3/4"
DN 20
26,9 mm
ca. 21,0 mm
2,65 mm
1,59 kg/Meter
ca. 36 mm
ca. 24 mm
B) Möbel aus Temperguss Fittings und Stahlrohr selber bauen
Brauche ich spezielles Werkzeug?
Außer Bohrmaschine, Bohrer und Schraubendreher für die Befestigung nicht unbedingt.
Bei Konstruktionen, bei denen es auf sehr genaues Ausrichten ankommt, kann eine Drahtbürste zum Reinigen
der Außengewinde und eine Fittingbürste zum Reinigen der Innengewinde nützlich sein. Damit lassen sich
Verunreinigungen und Grate aus dem Produktionsprozess, die trotz aller Sorgfalt nicht völlig auszuschließen sind, entfernen.
Sollen Rohre mehr als handfest verschraubt werden (handfest reicht für die meisten Fälle), dann ist eine Wasserpumpenzange oder eine Siphonzange hilfreich. Dann bitte ein doppeltes
Handtuch oder ähnliches unterlegen, damit die Oberflächen nicht verkratzen. Wenn Sie einen Ölfilterschlüssel besitzen, klappt es damit auch hervorragend.
Wie weit lassen sich die Gewinde einschrauben und warum können Gewindegänge sichtbar bleiben?
Wie auf den Möbelfotos in Shop und Galerie zu sehen ist, können Gewindegänge sichtbar bleiben. Das ist bedingt durch die konische Form der Aussengewinde und nicht zu vermeidende
Fertigungstoleranzen.
Vorteil der konischen Gewinde: Die Konstruktion wird sehr stabil, da sich die Konstruktion fest verschrauben lässt und man trotzdem noch genug Spiel zum Ausrichten hat.
Als Kalkulationsgrundlage: Handfest angezogen lassen sich die Rohre circa (!) 5-15 mm einschrauben. Bitte beachten Sie aber auch bei dieser Angabe, dass das aufgrund der
Kombination von Normtoleranzen in der Herstellung der Innen- und Außengewinde keine millimetergenaue Wissenschaft ist und das chargen- und herstellerabhängig variiert.
Um Probleme beim Zusammenbau auszuschließen, bemühen uns bestmöglich, gleiche Rohrlängen immer aus der gleichen Charge zu packen, damit diese Toleranzen keine Rolle spielen.
Wichtig: Wenn Gewindegänge sichtbar bleiben, dann bringt nichts, mit roher Kraft zu versuchen, das Ganze soweit zusammen zu schrauben, dass keine Gewindegänge mehr zu sehen sind.
Durch die in der obigen Rubrik beschriebene konische Gewindeform ist das physikalisch unmöglich.
Sollte ein Rohrgewinde hinten aus einem Flansch herausstehen, dann kann man mit Hilfe von z. B. Faden/Nähgarn oder Dichtungshanf am Rohrgewinde (einige Male in Gewinderichtung umwickeln)
für die Passung sorgen (Teflonband oder Dichtschnur ist nicht geeignet).
Sollten Sie eine möglichst millimetergenaue Konstruktion benötigen, kontaktieren Sie uns bitte unbedingt vor der Bestellung.
Was muss ich bei der Längenberechnung beachten (oder: Warum ist 200 mm + 200 mm ≠ 400 mm)?
Zu den Rohrlängen müssen die Abmessungen der Fittings addiert werden, abzüglich der eingeschraubten Gewinde (siehe oben).
Die Abmessungen der meisten Fittings sind oben in dieser FAQ im Punkt "Wie sind die Abmessungen der Temperguss-Fittings?" in einem Download-Dokument zu finden.
Um kurz auf das Rechenbeispiel zurück zu kommen: Zwei 200 mm Rohre in 3/4" verbunden mit einer Muffe Nr. 270 ergeben circa (!) 410 bis 415 mm, verbindet man sie mit einem T-Stück Nr. 130,
dann kommt man auf circa (!) 430 bis 435 mm.
Geschlossener Rohrkreis -- Warum ist das wichtig und wie kann ich einen solchen umsetzen?
Ergibt sich konstruktionsbedingt ein geschlossener Rohrkreis, also ein Viereck aus Fittings und Rohren (auch über Eck), werden spezielle Fittings benötigt.
Warum ist das so: Das letzte Gewinde dreht in die falsche Richtung. Dreht man bei feststehenden Fittings links rein, dreht man rechts automatisch raus.
Abhilfe ist auf drei verschiedene Arten möglich. Am einfachsten klappt es mit Verschraubungen (Fittings Nr. 95, 330, 331) oder über unser
Kreis-Kit. Die Verschraubungen sind einfach zu montieren (zwei Aufschraubteile mit passender Überwurfmutter), optisch aber etwas wuchtiger. Möchte man das nicht (letztlich
eine Design- oder Brettauflege-Frage), dann kommt unser spezielles Kreis-Kit zum Einsatz. Das passt sich optisch und von den Höhen den restlichen Fittings an, ist aber etwas
schwieriger (aber trotzdem gut machbar ;-) zu montieren. Wir empfehlen, dabei symmetrisch vorzugehen. Das macht sowohl Längenberechnung als auch Montage leichter.
Dritte Möglichkeit: Ein Schlosser kann mit speziellen Schneidköpfen ein Linksgewinde auf ein Rohr schneiden, welches dann mit einer speziellen Rechts-Links-Muffe verschraubt
werden kann (bei Bedarf können wir diese R/L-Muffen ab Lager liefern).
Eine vierte Variante sieht man ab und an in amerikanischen Youtube-Videos. Dort wird zunächst in die eine Richtung eingedreht, dann das ganze verspannt und schließlich das
Rohr so zurück gedreht, dass es sich dabei in den anderen Fitting eindreht. Das klappt allerdings mit der konischen europäischen Gewindenorm so nicht bzw. führt dazu, dass das
Ganze wackelig wird. Wir empfehlen das daher nicht.
Sollte ich zusätzlich verkleben?
Ordentlich handfest angezogen reicht für die meisten Fälle, da das konische Außengewinde im Innengewinde über Pressung fest wird.
Bei besonderen Anforderungen an die Stabilität oder bei Kräften, die in Aufdrehrichtung der Gewinde wirken könnten, kann das Verkleben trotzdem erforderlich sein. Geeignet sind Kleber,
die mit zwei nicht-saugenden Oberflächen zurecht kommt, z. B. ein Metallkleber, ein
MSP-Kleber (Glaskleber) oder Epoxy
Tipp: Den Kleber ins Innengewinde geben, damit er beim zusammenschrauben nicht herausquillt.
Ich dachte immer 1/2" = 1,27 cm und 3/4" = 1,92 cm. Warum brauche ich größere Bohrer?
Tatsächlich hat z. B. ein 1/2"-Rohr einen Außendurchmesser von ca. 2,13 cm und ein 3/4"-Rohr von ca. 2,69 mm. Wie kommt dieser Widerspruch? Er ist historisch bedingt. Im 19. Jahrhundert,
als Fittings und Rohre genormt wurden, wurde der Innendurchmesser als bestimmendes Maß genommen, da bei Rohren der Durchfluss wichtig ist. Für ein 1"-Rohr wurde so ein
Innendurchmesser von 2,54 cm festgelegt. Der Außendurchmesser war dann entsprechend, so dass mit den damaligen Qualitäten und Verarbeitungsmöglichkeiten die notwendige Stabilität und
Haltbarkeit gegeben war.
Nun wurden im Laufe der Zeit Stahlqualität und Verarbeitungsgenauigkeit immer besser, was zu geringeren Wandstärken geführt hat. Damit die Passung im System weiterhin gegeben ist, wurde
nun mit abnehmender Wandstärke der Rohre trotzdem der Außendurchmesser beibehalten. Der Durchfluss ist also heute größer als damals, die Abmessungen hingegen sind gleich.
Lange Rede, kurzer Sinn: Damals wie heute braucht man einen 22 mm Bohrer, um ein 1/2" Rohr irgendwo durchzuführen und einen 27 oder 28 mm Bohrer für 3/4"-Rohre. Da das keine ganz
gewöhnlichen Größen sind, gibt’s bei uns die passenden Forstnerbohrer für Holz.
C) Reinigung und Pflege des Rohrmöbel
Bekomme ich schmutzige Hände? Temporärer Rostschutz.
Beim Zusammenbau, ja :-). Schwarze Temperguss Fittings und Rohre werden bereits bei der Fertigung für den Versand- und Seeweg mit einem temporären Rostschutz versehen. Auch unsere Rohre
haben deshalb einen feinen Ölfilm. Dieser Schutz lässt sich mit einem fusselfreien Tuch entfernen. Bitte nicht mit korrosiven (wasserhaltigen) Reinigern rangehen.
Geeignete Reinigungsmittel nennt der nächste Punkt dieser FAQ.
Wir empfehlen beim Aufbau Handschuhe zu tragen und die Rohre/Fittings erst nach dem Zusammenbau zu reinigen (siehe unten).
Unsere Möbel, Wohnaccessoires und Unikate kommen selbstverständlich gereinigt und sind mit einem Wachs geschützt.
Welche Reinigungsmittel sind geeignet?
Vermeiden Sie unbedingt korrosive und wasserhaltige Reinigungsmittel. Für die normale Reinigung ist ein fusselfreier Lappen völlig ausreichend. Für eine noch gründlichere Reinigung und
vor einer Oberflächenbeschichtung empfehlen wir z. B. unseren Metallreiniger.
Möchten Sie das Möbel nach dem Zusammenbau lackieren, dann achten Sie darauf, dass der Reiniger keine Rückstände hinterlässt, die als Trennschicht zwischen Metall und Lack wirken (das
wäre z. B. bei Terpentinersatz so). Die oben genannten Reinigungsmittel sind dazu geeignet.
Wie kann ich meine Rohrmöbel im Innenbereich schützen?
Im Innenbereich ist ein spezieller Schutz nicht zwingend erforderlich. Bei hoher Luftfeuchtigkeit, wenn die Möbel mit Feuchtigkeit oder Wasserdampf in Kontakt kommen können, z. B. in Bad
oder Küche oder Flur, oder bei Hautkontakt (Stichwort Handschweiß) empfehlen wir einen Schutz. Auch bei Ladeneinrichtungen macht dieser viel Sinn.
Einfach anzuwenden und natürlich ist Leinöl-Firnis. Leinöl ist ein trocknendes Öl und Bestandteil
vieler Naturfarben, nicht nur für Holz. Hauchdünn mit einem fusselfreien Lappen aufgetragen bildet es nach zwei, drei Tagen Trocknungszeit eine dünne, nicht sichtbare Schutzschicht.
Wichtig ist, das Leinöl-Firnis wirklich dünn aufzutragen, sonst bleibt es klebrig. Der Schutz mit Leinöl-Firnis lässt sich bei Bedarf einfach und mit wenig Aufwand auffrischen. Bitte
Verarbeitungshinweise auf dem Produkt beachten. Genauso können Sie Öle und Holzwachse verwenden, die durch Oxidation mit Sauerstoff auftrocknen (immer hauchdünn anwenden).
Alternativ eignet sich Klarlack. Im Vergleich zu Leinöl-Firnis ist er stabiler, aber aufwändiger
aufzubringen. Schuhregale beispielsweise, die auch mal mit nassen Straßenschuhen und Steinchen in den Sohlen in Kontakt kommen, würden wir mit einem Klarlack behandeln.
Eine weitere Möglichkeit sind transparente Konservierungswachse aus dem Kfz- oder Museumsbereich. Diese trocknen ebenfalls auf und hinterlassen eine Oberfläche, die sich leicht
wachsig anfühlt, aber auch z. B. durch Kleiderbügel abnutzt.
Nicht empfehlen können wir - für diesen Zweck - verschiedene technische Sprays wie WD40, Silikonspray oder auch Ballistol. Diese bilden einen nicht trocknenden Film, der sich abwischt
bzw. verflüchtigt. Und möchte man einen solchen Schmierfilm an Möbeln und in Garderoben haben?
Wie lassen sich Rohrmöbel schützen im Außenbereich und gegen Feuchtigkeit und Wasser(-dampf)?
Nach dem ersten Regenguss oder z. B. bei Kontakt mit Wasserdampf oder feuchten Schuhen werden Möbel aus blankem Stahl und schwarzem Temperguss zu rosten beginnen. Möchte man das nicht,
kann man die Möbel mit einem Klarlack (oder natürlich jeder anderen Lackfarbe) in mehreren
Schichten lackieren. Noch besser ist der Schutz, wenn vorab eine Rostschutz-Grundierung
aufgetragen wird - diese funktionieren aber nicht mit Klarlacken sondern benötigen zwei, drei Schichten weiteren Lackauftrag, z. B. mit unseren Antik-Lack Dunkelgrau/Anthrazit, welcher der
natürlichen Rohroberfläche in Struktur und Farbe sehr nahe kommt.
Wichtig ist das vorherige gründliche Entfetten mit einem zum Lack passenden Entfetter (Herstellerangaben beachten). Besondere Sorgfalt ist auf die Verschraubungen zu legen, besonders wenn dort Wasser stehen kann.
Beim Bau eines sog. Liquid Dispensers empfehlen wir, in den Rohren einen dünnen Schlauch von der Flasche bis zum Auslass zu legen. Neben dem Schutz vor Rost im Inneren
hat das zwei weitere große Vorteile: Erstens füllt sich das Rohrsystem nicht mit der wertvollen Flüssigkeit und zweitens muss man sich ums Abdichten der Rohrverbindungen keine Gedanken
machen.